Die meisten Unfälle passieren zu Hause. Diese Binsenweisheit kennt wahrscheinlich jeder, sie lässt sich aber auch statistisch belegen: Laut Robert-Koch-Institut geschieht fast jeder dritte Unfall in den eigenen vier Wänden. Und: Heimunfälle nehmen laut der Untersuchung mit dem Alter zu. Das zeigen auch Daten des Statistischen Bundesamtes – demnach enden viele Unglücke in Wohnungen und Häusern besonders für Renter*innen oft sogar tödlich, 2017 starben knapp 10.000 über 75Jährige bei solchen Unfällen. Das Start-up Vayyar will mit seiner Technik jetzt unser Leben zu Hause sicherer machen, ohne dabei unsere Privatsphäre einzuschränken.
Die Technik merkt, wenn jemand hinfällt
Dafür setzt das Unternehmen auf smarte Sensoren, die per Radartechnik einen Raum in Echtzeit dreidimensional scannen. Die Technologie erfasst beispielsweise, wie viele Personen im Zimmer sind, ob sie sitzen – oder auch, ob sie hingefallen sind und nicht wieder aufstehen. Die Sensoren von Vayyar können zudem erkennen, ob sich die Atmung einer Person verändert und ob sich etwas in ihrem Schlafverhalten oder Bewegungsmuster ändert. Der Ansatz scheint zunächst ungewöhnlich: Vergleichbare Systeme setzen in der Regel auf Kameras, die den Raum erfassen. Malcom Berman, Director of Product & Marketing bei Vayyar, begründet die Verwendung von Sensoren gegenüber startupmag vor allem mit größerer Privatsphäre: „Datenschutz und Privatsphäre sind ein wichtiger Faktor, in Deutschland noch mehr als in vielen anderen Märkten. Radarwellen sind dabei eine großartige Alternative zu Kameras, da sie bei gleicher Qualität die Privatsphäre respektieren und auch in der Dunkelheit oder bei Rauchentwicklung die Umgebung wahrnehmen können.“
Vayyar für Altenpflege und Smart Homes
Ein großer potenzieller Anwendungsbereich für diese Technik: Krankenhäuser und Altenheime. In diesen Einrichtungen könnte mit Vayyar deutlich besser als bisher verfolgt werden, ob jemand hingefallen ist und Hilfe braucht. Nach Angaben des Herstellers bereiten gerade mehrere Kliniken und Pflegeeinrichtungen in den USA den Einsatz der Vayyar-Technologie vor. Auch für Senior*innen, die möglichst lange im eigenen Zuhause wohnen wollen, könnte das spannend sein: Andere Hilfstechnologie wie Panikknöpfe oder entsprechende Armbänder werden manchmal nicht schnell genug erreicht und müssen aktiv benutzt werden.
„In Deutschland und Europa berichten uns Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser, dass sie oftmals unterbesetzt sind und daher unter viel Stress arbeiten, was zu einer geringeren Betreuung von Patienten und zu medizinischen Fehlern führt. Mit unserer Lösung können die Patienten zentral überwacht werden – das entlastet das Personal, spart Kosten und erhöht die allgemeine Sicherheit und Qualität der Versorgung“, so Malcom Berman.
Die schlaue Technik soll aber auch mehr Komfort bringen spielen. So könnten die Sensoren in Verbindung mit der Beleuchtung dafür sorgen, dass Lichter automatisch ausgeschaltet werden, wenn niemand im Raum ist. Das könnte auch dabei helfen, weniger Energie zu verschwenden und Geld zu sparen.
High-Tech aus Israel
Die Technik kommt wie viele andere spannende Tech-Innovationen aus Israel. Das Unternehmen Vayyar ging 2011 an den Start und arbeitete zunächst daran, Brustkrebs per Software schnell und einfach zu erkennen. Inzwischen sind nach eigenen Angaben rund 120 Mitarbeiter*innen bei dem Unternehmen beschäftigt, das sich selbst als einen „weltweit führender Anbieter von 4D-Bildgebungstechnologien“ bezeichnet. Die Investor*innen-Szene scheint dem Start-up bisher gewogen zu sein – seit 2012 sammelte Vayyar 79 Millionen US-Dollar ein.
Vayyar ausprobieren auf der Internationalen Funkausstellung (IFA)
Wer das Unternehmen kennenlernen und die Technologie ausprobieren möchte, kann das vom 6.-11. September 2019 auf der IFA in Berlin machen – Vayyar hat einen eigenen Stand in Halle 25.
Mehr Informationen gibt es auf der offiziellen Website des Start-ups.