Dieses Gerät erkennt gedachte Wörter

In Zukunft werden Menschen deutlich stärker mit Maschinen interagieren als heute. Was dabei für viele heute noch nach Science-Fiction klingt, ist teilweise bereits Realität. Mit AlterEgo wird nun an einem Gerät gearbeitet, mit dem sich Menschen und Maschinen unterhalten können – ohne zu sprechen.

Optisch würde man die Gesichtsmaske eher in eine kieferorthopädische Praxis verorten. Drinnen aber steckt neuste Technik, die es in sich hat. Die Maske ist eine neuronale Schnittstelle, über die Menschen mit Maschinen oder anderen Menschen ohne Stimme kommunizieren können. Die Technik arbeitet mit künstlicher Intelligenz und basiert darauf, dass Menschen bereits unbewusst Signale an ihre Gesichtsmuskeln senden, wenn sie auch nur an Wörter denken.

AlterEgo
So richtig unauffällig ist das Gerät noch nicht

AlterEgo in der Praxis

Was genau bringt die Technik im Alltag? Ziel ist es, dass Menschen permanent und einfach mit den Maschinen in der eigenen Umgebung kommunizieren können. Das Video unten gibt einen ersten Einblick über mögliche Anwendungsfälle. Der Nutzer kann etwa an das Wort „Zeit“ denken und der kleine Köpfhörer am Ohr gibt die aktuelle Uhrzeit aus. Auch die Steuerung einer Mediathek über gedachte Befehle wie „runter“ oder „auswählen“ ist möglich. Im Supermarkt kann man die Preise einzelner Preisschilder „zusammendenken“ und AlterEgo spuckt die Gesamtsumme aus. Man könnte auf diesem Weg auch einfache Fragen googlen und sprachgesteuerte Antworten erhalten.

Viele dieser Anwendungsfälle scheinen trivial, beeindruckend ist die Technik dahinter allemal. Nummern erkannte das Gerät in ersten Tests immerhin mit einer Genauigkeit von 92 Prozent. In Zukunft wäre es also denkbar, eine Nachricht im Bus zu verfassen, ohne diese einzutippen oder den ganzen Bus an seinen Gedanken teilhaben zu lassen.

Muss man jetzt Angst haben, dass AlterEgo die eigenen Gedanken lesen kann? Dazu schreiben die Entwickler vom MIT Media Lab aus den USA auf Ihrer Webseite:

Nein, dieses Gerät kann deine Gedanken nicht lesen. Die Neuheit dieses Systems ist, dass es Signale von Gesichts- und Stimmbandmuskeln erkennen und interpretieren kann.

Verändert diese Technologie soziales Verhalten?

Man könnte jetzt argumentieren, dass Menschen, denen man ohnehin schon vorwirft, sie würden zu viel am Smartphone hängen, noch intensiver mit der Technik verbunden sind. Die Entwickler hinter AlterEgo argumentieren hier anders. Für sie ist ein Grund, warum die heutigen Smartphones eher stören, dass sie schwerfällig in der Anwendung sind und den Benutzer dazu zwingen, die Aufmerksamkeit auf ein Gerät zu lenken.

AlterEgo ermöglicht es dem Benutzer einfacher und weniger sozial störend auf umfangreiche Informationen und Dienste zuzugreifen. Der Nutzer muss also nicht mehr inne halten, um sich mit einem Computer zu verbinden.

Das ganze ist im Grunde die Vollendung dessen, was der Literaturwissenschaftler McLuhan schon in den 60er Jahren beschrieben hat. Er definierte Medien als „Ausweitungen des menschlichen Körpers“(extensions of man). So erweitert ein Radio etwa das Hörvermögen, ein Fernseher Ohren und Augen usw. In Zukunft integrieren wir diese Erweiterung immer stärker in unseren Körper.  

AlterEgo
Mögliche Schnittstellen, die mit AlterEgo angesprochen werden können

Fotos: MIT Media Lab

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