Sanitätshäuser sind eine sehr klassische Branche. Dennoch werden die zukünftigen Kunden digital affiner sein. Das will Daniel Hölper zusammenbringen. Wir haben ihn befragt, was hinter der Idee von Joviva steckt.
Wer bist du und was ist deine Rolle bei joviva?
Ich bin Daniel – Problemlöser, Vorantreiber und Geschäftsführer bei joviva. Meine Wurzeln habe ich in der Event- und Tourismusbranche, wo ich unter anderem über den Aufbau der Marke und Reiseveranstalter-Plattform „Eurowings Holidays“ tief in das Thema Digitalisierung eingestiegen bin. Ich lebe mit meiner Familie in Köln, engagiere mich ehrenamtlich im Pflegeheim, bin gerne Gastgeber für meine Freunde oder reise in fremde Länder und Kulturen. Ich hatte schon immer eine sehr ausgeprägte kaufmännische Denkweise und war schon früh jemand, der nicht nur redet, sondern auch macht.
Pitchtime! Beschreib doch die Geschäftsidee hinter joviva in wenigen Sätzen. Welches Problem löst ihr?
Wir vereinfachen die Beschaffung von Hilfsmitteln in Deutschland radikal: Wo heute noch teilweise mehrere Ärzte, Sanitätshausbesuche und Telefonate notwendig sind, wollen wir zukünftig einfache Lösungen rund um die Uhr schaffen. Das tun wir mit einer Plattform mit über 750 Sanitätshäusern mit Online-Terminvergabe, 24/7-KI-Berater, Ratgeber und zukünftig auch einem integrierten Shop.
Wie kam es zu der Idee, die hinter joviva steckt?
Ulf Doster, Vorstand der Sanitätshaus Aktuell AG, fasste folgenden Gedanken: In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird es durch den demografischen Wandel 50 Prozent mehr Patienten in Deutschland geben, die immer digitaler werden. Also wurde ihm schnell klar, dass die Sanitätshausbranche sich neu erfinden muss. Ulf sprach mich an, ob ich nicht zur Sanitätshaus Aktuell AG kommen möchte und wir gemeinsam etwas neues innerhalb der Gruppe aufbauen wollen. Ich habe dann direkt im Anschluss vier Monate am Patienten gearbeitet, um Markt und Zielgruppe zu verstehen und daraufhin haben wir gemeinsam Vision sowie Strategie für joviva.de entwickelt.
Was waren bisher eure größten Herausforderungen und wie finanziert ihr euch?
Unsere größte Herausforderung ist die digitale Transformation: Bei der Sanitätshausbranche sprechen wir von einer sehr traditionellen, familiengeführten Branche, wo viele Betriebe heute noch sehr analog arbeiten. Für einen Orthopädietechnikermeister ist die Digitalisierung daher wenig greifbar, insbesondere wenn noch nichts live ist. Umso mehr freue ich mich, dass 40 Sanitätshäuser als Investoren in das Projekt eingestiegen sind. Den Großteil der Finanzierung haben wir allerdings unserem Mutterunternehmen, der Sanitätshaus Aktuell AG, zu verdanken.
Wen wollt ihr mit joviva erreichen?
Mit joviva wollen wir alle Menschen erreichen, die nach Informationen oder Hilfsmitteln bei einer körperlichen Beeinträchtigung suchen. Die Zielgruppe geht von jung bis alt: Hilfsmittel werden zum Beispiel bereits im Babyalter bei Fehlstellungen benötigt, nach einer OP, mit zunehmenden Alterserscheinungen oder bei Sportverletzungen. Unser Hauptfokus liegt darauf, Menschen zu unterstützen, die aktiv nach Lösungen suchen, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu fördern.
Welches Alleinstellungsmerkmal habt ihr – wie hebt ihr euch von der Konkurrenz ab?
Wir sind heute die einzige Online-Plattform mit Zugang zu 750 Sanitätshausstandorten in Deutschland mit einer einheitlichen Markenführung. Es wird immer wieder nötig sein, den Patienten in ein Sanitätshaus überzuleiten, eine reine Online-Versorgung wird nie möglich sein und deswegen verfolgen wir den hybriden Ansatz.
Was hättet ihr rückblickend in der Startphase anders gemacht?
Ich hätte mich am Anfang mehr mit dem Thema Daten beschäftigt wie zum Beispiel Standortdaten und Versorgungen. Hier haben wir uns auf einen vorhandenen Datensatz verlassen, der uns viel Zeit, Ärger und Geld gekostet hat. Letztendlich konnten wir jedoch alle Datenprobleme durch viel Fließarbeit und kontinuierlicher Kommunikation beheben.
Mit der Erfahrung eurer Gründung: Welchen Tipp gibst du GründerInnen mit auf den Weg?
Als allererstes immer die Ruhe zu bewahren: Ich bin davon überzeugt, dass es für alles immer Lösungen gibt, und so leben wir joviva auch. Es ist selten, dass mich ein Thema aus der Ruhe bringt. Der zweite Tipp sind digitale Tools und zukunftsorientierte Prozesse. Wir sind sehr schnell in weniger als einem Jahr von vier auf 20 Mitarbeiter gewachsen: Wenn du dich nicht von Anfang an mit den richtigen Tools und Prozessen beschäftigst, fällt dir das Thema später auf die Füße.
Wo würdest du arbeiten, wenn es dich nicht in die Startup-Welt verschlagen hätte?
Ich wäre wahrscheinlich wieder oder immer noch in der Luftfahrtbranche. Da ich selbst gerne verreise und das Fliegen für mich eine gewisse Faszination ausstrahlt, würde ich bestimmt bei irgendeiner Airline arbeiten.