Eden Tadesse

Invicta bringt qualifizierte Geflüchtete in Arbeit

Invicta bringt Geflüchtete und Binnenvertriebene mit Anbietern von Remote-Jobs, Kompetenzentwicklung, psychologischer Unterstützung, Weiterbildung und unternehmerischen Möglichkeiten zusammen. Wir haben mit der Gründerin Eden Tadesse über ihre Mission gesprochen.

Wer bist du und was ist deine Rolle bei Invicta?

Mein Name ist Eden Tadesse, und ich bin die Gründerin und Geschäftsführerin von Invicta. Zurzeit studiere ich an der Hertie School in Berlin und bin auch politisch aktiv, unter anderem als Jugendbotschafterin der NGO ONE. 

Pitchtime! Beschreib doch die Geschäftsidee hinter Invicta in wenigen Sätzen. Welches Problem löst ihr?

Mehr als 80 Millionen Geflüchtete in Entwicklungsländern haben nur begrenzte wirtschaftliche Möglichkeiten – eine große Verschwendung von Talenten! Normalerweise können Geflüchtete in Sektoren wie dem Baugewerbe oder der Landwirtschaft arbeiten. Während der Corona-Pandemie mussten diese Branchen allerdings Millionen von Arbeitskräften entlassen, so dass viele ohne Einkommen dastanden. Invicta bringt Geflüchtete und Binnenvertriebene mit Anbietern von Remote-Jobs, Kompetenzentwicklung, psychologischer Unterstützung, Weiterbildung und unternehmerischen Möglichkeiten zusammen.

Wie kam es zu der Idee, die hinter Invicta steckt?

2017 gab es in Afrika eine schwere Fluchtkrise: 2 Millionen Menschen mussten aus dem Südsudan in die Nachbarländer fliehen, auch in mein Heimatland Äthiopien. Ich war bestürzt über diese Entwicklung habe mein Studium in Indien für ein Jahr unterbrochen, um in einem Geflüchtetencamp im Südäthiopien zu arbeiten. Dort habe ich ein Lernressourcenzentrum aufgebaut, um Geflüchtete dabei zu unterstützen, digitale Kompetenzen zu entwickeln und eine dauerhafte Remote-Arbeit zu finden. Aber ich wusste, da geht noch mehr.

Was waren bisher eure größten Herausforderungen und wie finanziert ihr euch?

Unsere größten Herausforderungen waren die Expansion in neue Regionen, die Rekrutierung von Mitgründer*innen und die Akquise von Kund*innen. Alle unsere Produkte und Dienstleistungen sind für Geflüchtete kostenlos, aber wir haben ein Preismodell für unsere Unternehmenskund*innen. Wir erheben eine Vermittlungsgebühr von 15 % auf den Vertrag, der zwischen der Personalvermittlung und den Geflüchteten geschlossen wird. Andere Einnahmequellen sind Abos für die Vermittlungsplattform, bezahlte Praktika und Sponsoringgebühren.

Wen wollt ihr mit Invicta erreichen?

Wir haben zwei Zielgruppen: Geflüchtete und globale Arbeitgeber*innen. Wir erreichen Geflüchtete zwischen 16 und 60 Jahren in städtischen, halbstädtischen und ländlichen Gebieten, die Zugang zu Strom, Internet, Smartphone und/oder Bankkonto haben. Zu unserer zweiten Zielgruppe gehören zum Beispiel KMUs, Technologieunternehmen, NGOs und Start-ups mit Remote-Arbeitsplätzen.

Welches Alleinstellungsmerkmal habt ihr – wie hebt ihr euch von der Konkurrenz ab?

Wir sind einzigartig, was unser datenbasiertes und innovatives Programm angeht. Invicta hat mittlerweile eine große Community von Geflüchteten aus über 90 Ländern und verfügt über ein umfassendes Netzwerk von Partnerschaften mit Fortune 500-Unternehmen, internationalen NGOs und Regierungen. Wir richten die Preise für unsere Dienstleistungen am Markt aus und sind dadurch wettbewerbsfähiger, die Rekrutierungsplattform ist kosteneffizient und maßgeschneidert für Unternehmen und bietet Geflüchteten einen größeren Nutzen als konkurrierende Projekte.

Was hättet ihr rückblickend in der Startphase anders gemacht?

Rückblickend hätte ich einen strategischeren Ansatz bei der Rekrutierung bevorzugt, wäre Konflikte zwischen den Mitgründern proaktiver angegangen und hätte mehr Zeit und Energie in die Sicherung der Finanzierung investiert. Das hätte die Basis unseres Start-ups deutlich gestärkt.

Mit der Erfahrung eurer Gründung: Welchen Tipp gibst du GründerInnen mit auf den Weg?

Etwas aufzubauen, das man liebt, nie aufzuhören zu lernen und keine Angst vor dem Scheitern zu haben.

Wo würdest du arbeiten, wenn es dich nicht in die Startup-Welt verschlagen hätte?

Wahrscheinlich in der Entwicklungszusammenarbeit.

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