In Pflegeeinrichtungen ist neben der Personalausstattung auch die Kommunikation einer der Schlüssel für gute Pflege. Das Startup myo hat eine App für die digitale Kommunikation zwischen Pflegebedürftigen, deren Angehörigen und dem Personal in Pflegeeinrichtungen entwickelt. Auch das Ökosystem aus externen Dienstleistern kann daran teilhaben.
Die Idee: Mit myo soll der Alltag in den Einrichtungen transparenter werden: Mitarbeiter:innen können Bilder und Videos aus dem Leben der Bewohner:innen an Angehörige verschicken. Diese haben wiederum die Möglichkeit, Beiträge zu kommentieren, Videotelefonie zu nutzen und spannende Biographiearbeit zu leisten.
Auch organisatorische Aufgaben kann die App abwickeln: Informationen, wie neue Hygienemaßnahmen, können mit einem Klick an alle Angehörigen gehen. Anstatt der lokalen Apotheke ein Rezept zu Faxen, kann über myo direkt mit der Apotheke gechattet werden.
Von der Finanzwelt in die Pflege
Die Firma hinter Myo, die Myosotis GmbH, wurde 2018 von Jasper Böckel und Felix Kuna gegründet und zählt mittlerweile rund 30 Mitarbeiter:innen. Die Gründer kommen eigentlich aus der Finanzwirtschaft, entschieden sich dann aber für eine innovative Lösung in der Pflege. Damit sie sich diese neue Welt erschließen konnten, absolvierten beide ein sechsmonatiges Praktikum in einer Berliner Pflegeeinrichtung. Mit diesen Einblicken wuchs die Idee, Angehörige mehr am Leben der Liebsten teilhaben zu lassen und ihnen Einblicke in den Alltag in Pflegeeinrichtungen zu gewähren.
myo ist seit Anfang 2020 am Markt und mittlerweile in mehr als 400 Einrichtungen von Trägern wie dem Deutschen Roten Kreuz, der Evangelischen Heimstiftung, Agaplesion oder der AWO im Einsatz.
Wertschätzung für Pflegende
Wie profitieren die Einrichtungen von myo: Zunächst wird die Arbeit des Pflege- und Betreuungspersonals für Außenstehende sichtbar. Neben dieser Sichtbarkeit schafft die App auch mehr Nachvollziehbarkeit und Wertschätzung für die alltägliche Arbeit in einer Einrichtung, denn viele Angehörige wissen zunächst gar nicht, was ihre Liebsten in der neuen Umgebung erleben.
Durch die Digitalisierung bisher zeitaufwendiger, manueller Prozesse wie beispielsweise der Mahlzeitenbestellung oder dem Austausch mit Dienstleistern sparen die Einrichtungen zudem Zeit und Geld, was idealerweise den Bewohnerinnen und Bewohnern zugute kommt.
Das Ziel: myo will komplexe Vorgänge einfacher machen
Die Kommunikation, ob mit Angehörigen oder Dienstleistern, passiert bereits tagtäglich in den Einrichtungen und gehört zum Arbeitsalltag dazu. myo bündelt und vereinfacht diesen Austausch, indem alles über die App vonstatten geht. Damit werden im Idealfall Telefonate, Briefe oder Faxe obsolet . Viele notwendige Prozesse, wie z.B. das Aufnehmen von Essensbestellungen, sind aufgrund manueller Arbeit fehlerbehaftet und mit viel Aufwand verbunden. myo will diese solche komplexen Vorgänge vereinfachen. Die so gewonnene Zeit kann in die Arbeit mit den Menschen investiert werden.
Ein ganz praktisches Beispiel in der Anwendung: Die Verwaltung und Kommunikation mit Angehörigen. Statt mit teurem Porto viele Briefe verschicken zu müssen, kann mit einem Klick eine große Anzahl an Angehörigen über myo informiert werden. Diese Effizienz scheint gerade in Zeiten von Personalmangel eine gute Sache.
Digitale Küchenplanung verhindert Lebensmittelverschwendung
Die App wächst nach und nach um weitere Module: Das aktuell erschienene Küchenmodul etwa ermöglicht es Pflegeeinrichtungen, ihre Speiseplanung zu digitalisieren – die bisherige Zettelwirtschaft fällt weg. Erste Einrichtungen berichten laut myo von 10 % weniger Speiseabfällen pro Monat sowie 8 % Kosteneinsparung. Die Menüpläne können laut der Gründer durch gespeicherte Produkt doppelt so schnell erstellt werden.
Für die Arbeit mit externen Wäsche-Dienstleistern gibt es zudem eine Chat-Lösung, die das Reklamationsmanagement vereinfacht und nachvollziehbarer macht.
Und was kostet das?
Die Software richtet sich hauptsächlich an stationäre Pflegeeinrichtungen, die je nach Größe und gewählten Modulen eine monatliche Gebühr entrichten. Diese beträgt zwischen 3€ und 6€ pro Bewohner/Monat.
Unser Fazit: myo ist eine gute Möglichkeit, um Transparenz in das System Pflege zu bekommen. Angehörige und Bewohner*innen sind sich digital nah, selbst wenn tausende Kilometer regelmäßige Besuche verhindern. Wenn dann noch weitere Module den Alltag der Pflegenden und der Verwaltung erleichtern, sollten ähnliche Apps Standard werden, auch für Kitas und andere Gemeinschaftseinrichtungen.