Selbst als Redakteur für Digitales bin ich oft erschrocken, wenn ich die Kinder der naheliegenden Grundschule nach Hause gehen sehe. Alle gucken nur aufs Smartphone und hängen bei TikTok und Instagram ab. Dass es für Kinder aber auch sinnvolle Anwendungen auf den Geräten gibt, zeigt die App Super Chill.
Die kostenlose Anwendung will Kindern ab sechs Jahren helfen, ihre innere Ruhe zu finden und mentale Stärke zu trainieren. Was dahintersteckt und warum Bildschirmzeit nicht zwangsläufig schlecht sein muss, erfahrt ihr hier.
Ich bin da nicht allein, viele Eltern sorgen sich, dass ihr Nachwuchs zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringt. Doch wie in so vielen Bereichen gilt auch hier: Die Dosis und der Inhalt machen den Unterschied. Super Chill zeigt, dass Apps nicht nur bloße Unterhaltung bieten müssen, sondern auch ein Werkzeug sein können, mit dem Kinder besser mit Stress und Ängsten umgehen lernen. Anstatt wild umherzuklicken, sollen sie hier achtsam werden und ihren eigenen Gefühlen auf den Grund gehen.
Was macht Super Chill besonders?
Im Kern dreht sich bei Super Chill alles darum, Kindern einfache Techniken für mehr Entspannung und Selbstvertrauen an die Hand zu geben. Die App ist darauf ausgelegt, verschiedene Situationen zu berücksichtigen, in denen Kinder sich unwohl fühlen können: etwa vor einer Klassenarbeit, beim Einschlafen oder in Momenten von Ärger oder Frust. Beim Starten fragt Super Chill, wie es dem Kind aktuell geht. Zur Auswahl stehen verschiedene Emotionen wie Glück, Angst, Ärger oder Müdigkeit. Basierend darauf werden kurze Video- oder Audiolektionen vorgeschlagen, die speziell auf dieses Gefühl eingehen.
Diese kurzen Übungen dauern nur wenige Minuten und können entweder allein oder gemeinsam mit einem Erwachsenen durchgeführt werden. Dadurch bietet Super Chill ein besonders niederschwelliges Angebot: Die Kinder werden weder überfordert noch ermüdet durch zu lange Sessions. Im Gegenteil – Ziel ist es, schnell ein Erfolgserlebnis zu spüren und zu merken, dass sich bereits kleine, gezielte Pausen positiv auf die Stimmung auswirken können.
Unsere Super Chill Erfahrungen
Ich habe die App mit meiner 5-Jährigen Tochter ausprobiert und sie hat begeistert mitgemacht. Es war ein bisschen wie eine kurze, interaktive Sportstunde Zuhause. Das Auswählen der lustigen Tiere trägt dazu bei, dass der Spaß nicht zu kurz kommt.
Ein Beispiel für eine beliebte Übung nennt sich in der App sinngemäß „Ruhiger Roboter“. Damit lernen Kinder, ihren Körper nach und nach zu entspannen. Durch gezielte Audioanleitungen sollen Muskeln entkrampft und der Kopf beruhigt werden – besonders hilfreich, wenn das Einschlafen schwerfällt oder der Tag voller Eindrücke war. Eine andere Übung zeigt Dehn- und Atemtechniken oder das Drücken bestimmter Punkte am Körper, um Stress abzubauen. Auch bei körperlichen Beschwerden wie Kopfschmerzen haben manche Kinder laut Gründerteam schon positive Erfahrungen mit diesen sogenannten Akupressur-Techniken gemacht.
Warum frühes Training der mentalen Stärke wichtig ist
Trotz steigender Sensibilität für das Thema mentale Gesundheit lernen viele Kinder noch immer kaum, wie sie mit Stress und schwierigen Emotionen umgehen können. Dabei belegen Studien, dass emotionale und Verhaltensprobleme bereits im Grundschulalter zunehmen. Zusätzlich suchen Kinder und Jugendliche häufig in Social-Media-Plattformen oder Online-Spielen Ablenkung, wenn sie sich unwohl fühlen. Super Chill versucht, genau hier gegenzusteuern, indem die App eine sinnvolle Option für „Bildschirmzeit“ anbietet.
Wichtig ist es, die Übungen regelmäßig einzusetzen, sodass Kinder Routine darin entwickeln, sich zu beruhigen und ihre Gefühle zu erkennen. Einmal erlernt, können diese Techniken auch ohne Smartphone angewendet werden. Somit trägt Super Chill dazu bei, dass Kinder langfristig gestärkt durch das Leben gehen – ganz nach dem Motto: „Ein ruhiger Kopf ist eine Superkraft.“
Die Gründerstory
Die Idee für Super Chill entstand aus dem Wunsch, Kindern in einer immer reizvolleren Umwelt einen geschützten Raum für mentale Entspannung und Achtsamkeit zu bieten. Hinter diesem Vorhaben steht ein internationales Team, das sich 2024 zusammenschloss, um eine kostenlose App für Kinder ab sechs Jahren zu entwickeln. Von Anfang an war das Ziel klar: 10 Millionen Kindern in Europa eine gesunde und positive Denkweise zu vermitteln. Dabei setzt Super Chill auf wissenschaftlich fundierte Methoden, die in kurzen, spielerischen Übungen verpackt sind.
Als Managing Director fungiert Geert Pelsma, unterstützt von einem mehrköpfigen Vorstand, zu dem unter anderem Levi van Dam von der Universität Amsterdam gehört. Damit Super Chill so leicht wie möglich zugänglich ist, wurde die App plattformübergreifend auf iOS, Android, Spotify und YouTube veröffentlicht – und das in Deutsch, Englisch und Niederländisch. Um das Angebot für alle Kinder kostenfrei halten zu können, arbeitet Super Chill eng mit Partnern wie Rituals Cosmetics zusammen. So soll gewährleistet werden, dass jedes Kind die Möglichkeit erhält, seine mentalen „Superkräfte“ zu entdecken und zu stärken.
Fazit: Digitale Hilfestellung mit Mehrwert
Die Sorge, dass Apps und Games unsere Kinder nur berieseln und das „echte Leben“ verdrängen, ist verständlich. Doch nicht alle Bildschirmangebote sind reine Unterhaltung – manche verfolgen klar das Ziel, Kindern etwas Wertvolles beizubringen. Super Chill ist dafür ein schönes Beispiel: Die App nutzt das Medium, das Kinder sowieso anzieht, und lenkt ihre Aufmerksamkeit auf Achtsamkeit und Resilienz.
Eltern, die ihren Kindern helfen möchten, mit den täglichen Herausforderungen besser umzugehen, können diese kleine digitale Unterstützung als Ergänzung zum klassischen Vorlesen, Spielen oder Kuscheln einsetzen. So wird aus der Zeit vor dem Bildschirm eine Chance, innere Balance zu entwickeln. Und genau darin liegt die große Stärke von Super Chill: Es geht nicht um schnelles Entertainment, sondern um nachhaltige Fähigkeiten, die ein ganzes Leben lang nützlich sind.
Autor: Rico-Thore Kauert | Fotos: Super Chill